Spiegelsaal Schloss Köthen

  • Kategorie: Schlösser
  • Maßnahme: Sanierung
  • Ort: Köthen (Anhalt)
  • Bauherr: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt
  • Projektjahr: 2018

Die äußere Erscheinung des Schloss Köthen ist auf das 16. und frühe 17. Jahrhundert zurückzuführen. Aufgrund von Umgestaltungen zwischen 1821 – 1833 sind die erhaltenen Renaissancebauten vom Barock und  Klassizismus geprägt. Der 1823 von Christian Gottfried Bandhauer entworfene Spiegelsaal weist klassizistische Merkmale, wie eine strenge Symmetrie und eine pastelltönige Farbigkeit auf. Die Kapitelle der Pilaster und  die mit rund 1.000 Kassetten versehene Korbbogengewölbedecke sind von aufwendigen Ornamenten des barocken Einrichtungsstils geprägt, wohingegen die drei Kronleuchter aufgrund ihrer Materialität und Motivik dem Klassizismus zuzuordnen sind. Gleiches gilt für das Tafelparkett und die Flügeltüren.
Aufgrund der intensiven Veranstaltungsnutzung und nicht substanzgerecher Zuheizung entstanden gravierende Konstruk- tionsschäden, wie Feuchteeinträge, Rissbildungen und Verformungen. Um seine bauzeitliche Erscheinung und Pracht wiederherzustellen, wurde der Spiegelsaal ab 2011 in mehreren Bauabschnitten sorgfältig denkmalgerecht restauriert und saniert. Zunächst galt es, die marode Sparrenkonstruktion partiell auszutauschen oder, in stark geschädigten Bereichen in der bauzeitlichen Konstruktionsweise zu ersetzen. Im zweiten Bauabschnitt wurde die Kassettendecke behutsam gereinigt. Hierfür wurde auf Heißdampf  zurückgegriffen, wodurch ein Substanzverlust der Stuckoberfläche, wie es durch eine mechanische Bearbeitung geschehen wäre, vermieden werden konnte.
Im darauffolgenden Bauabschnitt wurde auch die Fußboden- konstruktion des Saales saniert und das neuzeitliche Parkett entnommen. Da eine restauratorische Überarbeitung aufgrund der großen Schäden durch den  Echten Hausschwamm nicht möglich war, wurde das bauzeitliche Tafelparkett anhand von historischen Fotoaufnahmen, umfangreichen Aufmaßen und Recherchen zunächst als Mustertafel rekonstruiert, entsprechend gefertigt und verlegt.
Im Fokus des letzten Bauabschnitts lagen die restauratorischen Arbeiten an den Wandflächen wie das Ausbessern von Fehlstellen, Haar- und Spaltrissen, Hohlstellen sowie das Beseitigen und Retuschieren von  Verfärbungen und Verschmutzungen am Stuckmarmor. Die Spiegelflächen blieben im Bestand erhalten. Lediglich fehlende oder gebrochene Spiegelflächen wurden ausgetauscht sowie Leisten und Sterne überarbeitet und partiell ergänzt.
Um das historische Erscheinungsbild des Saales wiederherzustellen und eine bauphysikalisch adäquate Temperierung zu erlangen, wurden die Heizkörper unterhalb der Fensterbrüstungen durch Luftkonvektoren im Unterboden ersetzt. Zuletzt wurden die bereits zu Beginn der Arbeiten demontierten Kronleuchter restauriert, elektrotechnisch überarbeitet und an ihren historischen Aufhängungen angebracht.